Musik beim Schützenfest

Musik und Schützenwesen gehören zusammen – man stelle sich nur einen Schützenumzug ohne Marschmusik, oder einen Festball ohne Tanzmusik vor. Ohne die Tambourkorpse und Musikvereine, die jedes Jahr beim Schützenfest spielen, hätte das Schützenwesen vermutlich nicht jahrhundertelang seine Beliebtheit bewart. Es ist aber durchaus keine einseitige Beziehung, so sind viele Musiker Vollblutschützen. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass zahlreiche Könige aus den Reihen des Tambourkorps oder des Musikzugs Störmede stammen. Weiter sind Vorstandsmitglieder der Bruderschaft auch Mitglieder in den Musikvereinen, bzw. haben hier auch schon Vorstandsarbeit geleistet. Das beste Beispiel hierfür ist vielleicht Ehrenoberst Josef Becker, der Ehrenmitglied im Musikzug Störmede ist und hier sogar neun Jahre lang stellvertretender Vorsitzender war. 

Beim Ständchen 2006 läßt es sich der Ehrenoberst nicht nehmen
selbst die Becken in die Hand zu nehmen


Tambourmajor Hans-Reiner Beklas nach seinem 
Königsschuß 1989

 

 Musik beim Schützenfest bis 1900

Vermutlich gab es schon immer Musik beim Schützenfest. Belegt ist dies jedoch erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Für die Zeit davor ist nur bekannt, dass im Schützenhochamt „die Musik spielte“ und anschließend ein Fahnenschwenken, vermutlich auch durch musikalische Begleitung, statt fand. Wie viele Musiker und wer hier spielte ist leider nicht überliefert.

Das erste mal erwähnt werden die Musiker 1842. Hier ist belegt, dass sie 24 Taler Honorar bekommen haben. 1843 dagegen gab es nur 22 Taler, 1844 und 1845 jeweils 17 Taler. Dazu kam freie Kost und Logis, die in den letztgenannten Jahren Gastwirt Rauch stellte für jeweils 10 Taler. Leider ist auch hier nicht bekannt wie viele Musiker für dieses Honorar spielten. Es läßt sich aber vermuten, dass nur eine geringe Zahl beim Schützenfest musizierten, da in späteren Jahre für 10-12 Musiker 60 Taler bezahlt wurden.

Seit 1857 wurde das „vereinigte Schützenfest“ in Störmede gefeiert, nachdem sich die Männer und Junggesellen zusammengeschlossen haben. Zu dieser Zeit wurden Georg, später Johann Wenzel aus Langenfeld als Musiker verpflichtet. Sie spielten mehrere Jahrzehnte in Störmede. Es handeltet sich vermutlich um eine Musikkapelle, die während des Sommers in Westfalen umherreiste und sich bei verschiedenen Festen verpflichten ließ. Anfangs spielten 10, ab 1879 dann 12 Musiker. Die Kapelle mußte am Samstagnachmittag eintreffen und nach der Anordnung des Kommandeurs an den drei Festtagen Musik machen, „wie sie hier üblich ist“. Überhaupt hatte der Kommandeur eine wichtige Position inne. Laut Satzung von 1859 bestimmte er über alle Einzelheiten beim Schützenfest, wie die Einteilung der Musik und das Aufstellen des Zeltes. In dieser Zeit kamen zum Lohn und der freien Kost und Logis auch 30 Liter Freibier beim Schützenfest, die aus der Schützenkasse bezahlt wurden.

Neben der Blasmusik wurde, wenigstens einige Male, auch ein Tambour für die Trommelsignale bestellt. 1842 ist ein Tambour Löper erwähnt. 1877 wurde für diesen Dienst Joseph Schäfermeier aus Esbeck verpflichtet, dem für drei Tage neben freier Kost und Logis neun Mark zugesichert wurden. Wenn er aber für Kost und Logis selbst sorgen wollte, erhielt er für den Tag 1,50 Mark, also 4,50 Mark mehr.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden unterschiedliche Kapellen verpflichtet, hierzu gehören z.B. eine Militärkapelle aus Paderborn, die Musiker des Kapellmeisters Herbst aus Mansbach über Hünfeld in Hessen, eine Kapelle aus Lengefeld in Thüringen und eine aus Lutter am Barenberge aus dem Harzvorland.

Die fünf Gründer des Tambourkorps Störmede im Gründungsjahr 1907

 

Musik beim Schützenfest nach 1900

Oberst Franz Stemmer verpflichtete 1929 Obermusikmeister a.D. Otto Schröder aus Schlangen. Dieser wurde in den folgenden Jahren zum festen Bestandteil des Störmeder Schützenfests. Er hat aber auch außerhalb des Schützenfests die Störmeder Musiklandschaft zur damaligen Zeit maßgeblich geprägt. So besprach die Amtsverwaltung mit ihm die Gründung des Musikzugs Störmede, den er dann von 1936 bis 1955 leitete. Aber auch das Störmeder Tambourkorps holte sich Rat bei ihm, so war es Otto Schröder, der nach dem zweiten Weltkrieg dem Tambourkorps den Großen Zapfenstreich beibrachte. 

Schützenumzug 1935 – Tambourkorps Störmede und die Blaskapelle vom Bundesbahn-Sozialwerk Paderborn

 

Das Störmeder Tambourkorps nimmt seit seiner Gründung 1907 am Schützenfest teil. Der Musikzug wirkte zuerst nur zum Spaß beim Schützenfest mit. Zu dieser Zeit entstand die Tradition, die Schulkinder am Montag Morgen zum Vogelschießen von der Schule abzuholen, die lange bestande hatte. Erst seit 1951 spielt der Musikzug offiziell beim Schützenfest. Er begleitete zuerst nur das Fahnenwegbringen und das Abholen der Schulkinder. Seit 1952 wurde der Musikzug dann als zweite Kapelle verpflichtet und begleitet zusätzlich die Jahreshauptversammlung, wie es auch heute noch üblich ist.

Der Musikzug in den 30er Jahren beim Vereinswirt
 

 Seit 1963 kommt zur jeweiligen Festkapelle, dem Tambourkorps Störmede und dem Musikzug Störmede noch das Tambourkorps Langeneicke hinzu. Diese drei Vereine spielen seitdem jedes Jahr beim Störmeder Schützenfest. Die Festkapelle wurde jedoch einige Male gewechselt:

 

Festkapellen beim Schützenfest in Störmede

Tanzmusik beim Schützenfest

Bis einschließlich 2015 haben die jeweiligen Festkapellen beim Schützenfest auch an den Abenden zum Tanz in der Halle aufgespielt. Seitdem Schützenfest 2016  hat diese Aufgabe die Geseker Band „Livehaftig“ übernommen

 

Martin Pieper, 2007


Quellen:

  • „Die St. Pankratius-Schützenbruderschaft im 19. Jahrhundert“ von Walter Wahle in der Festschrift zum 325 Jubiläum der St. Pankratius-Schützenbruderschaft, 1994
  • Festschrift zum 50. Jubiläum des Musikzug Störmede, 1986
  • Festschrift zum 100. Jubiläum des Tambourkorps Störmede, 2007
  • Archiv der Bruderschaft

Fotos:

  • Archivar Klaus Linnemann
  • Markus Peukert
  • Tambourkorps Störmede
  • Musikzug Störmede

Ein Dank gilt dem Tambourkorps Störmede und dem Musikzug Störmede für die freundliche Leihgabe der historischen Vereinsfotos.